Büromenschen

Die Männer:

 

Der Lümmel

Um in sein Gesicht schauen zu können, müssen wir erst die schmutzigen Schuhsohlen seiner Cowboystiefel überwinden. Die hat er nämlich auf den Schreibtisch geparkt. Hübsch, lässig,

dieser Büroflegel mit Omi-Charme.Pult in Konferenzen ungeniert das halbe Mittagessen aus seinem Gebiss - für diesen Zweck hat er stets einen Zahnstocher bei sich. Und das Rülpsen gehört zu ihm wie sein breites Grinsen. Der Typ nervt zwar unendlich, ist aber harmlos. Für Intrigen und Bosheiten fehlt im ganz einfach die Phantasie.

 

Der Angeber

Bei diesem Pfau tragen Kolleginnen besser eine Sonnenbrille - er ist ein notorischer Blender. Ohne ihn, schwadroniert er, "wäre die Firma längst bankrott".

Vor "Müllers Gebrauchtwagen" hat er natürlich beim Marktführer gearbeitet.

Vor "Carls Computershop" war er anderswo der Größte. Blabla...

Er spekuliert an der Börse, doziert unentwegt über Macht und Mäuse. Spätestens mit 50 will er in Rente gehen und nach St. Tropez ziehen. In seine Villa, versteht sich. Klappern gehört

für ihn zwingend zum Handwerk.

 

Der Teddybär

Sein Motto: Probier's mal mit Gemütlichkeit. Während den Kollegen stressbedingte Schweissperlen auf der Stirn stehen, kocht er in aller Ruhe seinen Yogitee. In Sandalen tapst Teddy nicht nur durch die Firma, sondern auch in zahlreiche Fettnäpfchen. Die optische Zumutung - das Frühstücksei auf seinem taillierten Hemd, sein angestaubtes Cordjackett, die Pomadenfrisur - alles verzeihlich. Man kann im eben nichts übel nehmen. Und genau das nehmen wir übel.

 

Der Macho

Er ist eine weit verbreitete Seuche in deutschen Büros. Und hat sich bis in die Chefetage durchgeboxt. Fuer Kollegen ist er Vorbild. Sie hängen an seinen Lippen, um die neusten Szenetips aufzusaugen, und um zu erfahren, wo die heißesten Mädchen rumschwirren. Kolleginnen tituliert der Macho pauschal mit "Mädels", auf deren Kehrseite er gern mal Hand anlegt. Einfach zum Abgewöhnen dieser Typ.

 

Der Choleriker

Explosionsgefahr ! Der Schnurrbart bebt, sein Stiernacken schwitzt, das Gesicht wird feuerrot. Niemand kennt den Anlass; denn der ist sicher nichtig. Plötzlich knallt der Schreihals Türen zu, schmeißt mit Akten, brüllt so laut, dass die Wände beben. Der Choleriker ist eine Ladung Dynamit, die das gute Betriebsklima im Handumdrehen sprengt. Statt in die Luft zu gehen, sollte sich dieser Nervtöter besser in Luft auflösen!

 

Der Besserwisser

Fragt man ihn nach dem Datum, hält er einen Vortrag über die Geschichte des Kalenders. Der Hobby-Einstein weiß alles - vor allem besser. Widerspruch zwecklos. Rutscht die intellektuelle Nickelbrille auf halbmast, droht der nächste Belehrung. Jedes Gespräch wird mit ihm zu einer Vorlesung. Er begrüßt Kollegen mit Goethe-Zitaten, nervt mit lateinischen Sprüchen. Nur Humor hat dieses lebende Lexikon nicht; Spaß ist für den Besserwisser ein Fremdwort.

 

Der Opportunist

Wer sich auf ihn verlässt, ist verlassen. "Wir müssen uns für eine Überstundenregelung stark machen", verkündet er lautstark, um noch am selben Abend klaglos bis in die Nacht zu schuften. Entscheidungen diese Seitenwechselexperten schwanken wie Schiffe kurz vor dem Untergang. Er buckelt beim Boss, will aber sonst beliebt sein. Der Opportunist stößt jeweils in das tonangebende Horn. Zeit für einen Wechsel - in eine neue Firma.

 

Der Bürokrat

Seine Leidenschaft: Hausmitteilungen, sein Nervfaktor: seine ewige Besserwisserei mit erhobenem Zeigefinger. Dieser Kollegentyp protokolliert, archiviert und dokumentiert einfach alles. Seine Arbeitszeit wird minutiös vermerkt, die der anderen auch. "So kann mir niemand was", glaubt der Bürokrat. Briefe beginnt er gern mit dem Hinweis: "In meinem Memo vom letzten Donnerstag wies ich bereits darauf hin..." Stress mit Kollegen? Da ist dann wieder eine Hausmitteilung fällig. Schrecklich!

 

Der Miesmacher

"Schwachsinn", "Unfug", "Idiotenentscheidung". Das Urteil dieses Kreativkillers ist so vernichtend, wie TNT. Ironisch grinsend kommentiert er jede Idee mit einer abfälligen Wegwerfbewegung. Er rollt die Auge, kraust die Stirn. Sein Markenzeichen: höhnisches Gelächter. Azubis macht die Motivationsmade mundtot, und er bremst jede Diskussion. Einzige Hoffnung: Dass der Boss diesen Profipessimisten irgendwann auch mies findet.